H. L. Fehm Am 21. September 1948 wurde zum ersten Mal in der Geschichte der Medizin ein Glukokortikoid, das Cortison, therapeutisch eingesetzt, und zwar bei einer Patientin mit rheumatoider Arthritis. Der Erfolg war ungeheuer, er erinnerte an biblische Wunderheilungen, und entspre- chend gross war das Interesse bei AErzten, Patienten und bei den Medien. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten standen ueber weite Strecken die Nebenwirkungen und unerwuenschten Wirkungen - viele davon ebenfalls durchaus dramatisch - im Blickpunkt der Diskussion, aus der die Glukokortikoide als eine Substanzgruppe mit grossem und unver- zichtbarem therapeutischen Potential hervorgingen. Zwar hat es sich als unmoeglich erwiesen, die Nebenwirkungen voellig auszuschalten, aber sie koennen gering gehalten werden. Selbstverstaendlich wurden von Anfang an alle Aspekte der Wirkungen und Nebenwirkungen der Glukokorti- koide weltweit intensiv erforscht, und vor wenigen Jahren schien es, als sei diese Forschung gewissermassen abgeschlossen und ein wesentlicher Kenntniszuwachs nicht zu erwarten. Dies wurde schlagartig anders, als sich die Molekularbiologen mit ihren Methoden der Glukokortikoidfor- schung zuwandten. Als aktueller Hoehepunkt dieser Forschung sei die Darstellung der mechanistischen Details der Bindung des Glukokorti- koidrezeptor-Dimers an die Doppelhelix der DNA (LUISI BS et a1. : Nature 1991; 352: 497) erwaehnt. Viele der Vorstellungen ueber die Wir- kungsmechanismen der Glukokortikoide, die vor kurzem noch hypothe- tisch waren, konnten inzwischen mit diesen Methoden geklaert werden.