GOETHE bemerkt in seinen "Maximen und Reflexionen": "Zur Verewigung des Irrtums tragen die Werke besonders bei, die enzyklopaedisch das Wahre und Falsche des Tages ueberliefern. Hier kann die Wissenschaft nicht bearbeitet werden, sondern was man weiss, glaubt, waehnt, wird aufgenommen; deswegen sehen solche Werke nach fuenfzig Jahren gar wunderlich aus. " Diese kritische Einstellung zum "Handbuch" hatte ich vor Augen, als ich mit den Vorbereitun- gen fuer den Band "Mikrozirkulation" begann. Den Mut, dennoch ein nicht abgeschlossenes Werk vorzulegen, begruende ich damit, dass die Sorge, zur Ver- ewigung des Irrtums beizutragen, fuer das heutige Verstaendnis der Wissenschaft nicht mehr gilt. Zwar halten manche Forscher daran fest - und das ist auch ihr gutes Recht - zu versuchen, einmal Erarbeitetes mit neuen Methoden oder durch ergaenzende Befunde zu bestaetigen und zu erhaerten, im Grunde geben sie aber durch ihre weiteren Arbeiten zu - und sie sind auch darauf gefasst -, dass jeder einzelne Befund, jede Grundlage und jede entwickelte Hypothese sich als falsch erweisen kann. Diese skeptische Grundhaltung der Forscher gegen- ueber den Ergebnissen der Wissenschaft ruehrt daher, dass sie einerseits nicht mehr glauben, sich mit Hilfe der Wissenschaft jemals der Wahrheit direkt versi- chern zu koennen, andererseits koennen sie Glauben im Sinne des Fest-fuer-wahr- Haltens in der Wissenschaft nicht gelten lassen. In dem Bestreben, die Dinge kritisch und realistisch zu sehen, bemuehen sich die theoretischen, d. h.